Steckbrief ADHS

Überblick

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Sie ist die häufigste psychische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen – aber auch Erwachsene können betroffen sein. Etwa jedes 20. Kind lebt mit ADHS, Jungen doppelt so häufig wie Mädchen. Viele Betroffene haben zusätzlich noch andere psychische Erkrankungen – das betrifft etwa 80 Prozent.

Die Anzeichen von ADHS können unterschiedlich sein und sich im Laufe des Lebens verändern. Typisch sind:

  • Unaufmerksamkeit (z. B. sich leicht ablenken lassen),
  • Impulsivität (z. B. Dinge sagen oder tun, ohne nachzudenken),
  • Hyperaktivität (z. B. ständiges Zappeln oder Herumlaufen).

Diese Symptome können den Alltag deutlich erschweren – in der Schule, in der Familie oder im Freundeskreis. Gleichzeitig zeigen viele Menschen mit ADHS auch besondere Stärken: Sie sind oft kreativ, spontan und haben ein gutes Gespür fürs Improvisieren.

Die Ursachen von ADHS sind noch nicht vollständig erforscht. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass vor allem die Veranlagung (Gene) eine große Rolle spielt – etwa 70 Prozent des Risikos gelten als genetisch bedingt.

Diagnose und Behandlung

ADHS wird diagnostiziert, wenn bestimmte Symptome über mindestens sechs Monate hinweg bestehen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Unaufmerksamkeit: Flüchtigkeitsfehler, geringe Konzentration, leicht ablenkbar,
  • Hyperaktivität: Zappeln, Herumlaufen, Rededrang,
  • Impulsivität: dazwischenreden, wenig Geduld, unüberlegtes Handeln.

Wichtig ist: Die Auffälligkeiten müssen in mehreren Lebensbereichen auftreten – also zum Beispiel in der Schule und zu Hause – und das Leben spürbar beeinträchtigen. Außerdem müssen andere mögliche Ursachen ausgeschlossen werden.

Für die Diagnose sprechen Ärztinnen und Ärzte mit dem betroffenen Kind und seinen Eltern. Auch Rückmeldungen von Lehrerinnen, Lehrern oder Erzieherinnen und Erziehern – etwa über Zeugnisse oder Fragebögen – sind wichtig. Zusätzlich können spezielle Tests zur Aufmerksamkeit, Intelligenz oder Entwicklung gemacht werden. Eine körperlich-neurologische Untersuchung hilft, andere Erkrankungen auszuschließen.

Die Behandlung von ADHS setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Dazu gehören:

  • Elterntrainings: Eltern lernen, besser mit den Herausforderungen umzugehen,
  • Verhaltenstherapie: Kinder lernen, ihr Verhalten besser zu steuern,
  • Jugendhilfe: Unterstützung bei schulischen oder sozialen Problemen.

Ein zentraler Punkt ist die Aufklärung: Alle Beteiligten – Kinder, Eltern, Lehrkräfte, Erziehende – sollen gut informiert sein, um im Alltag gemeinsam passende Wege zu finden.

In schweren Fällen oder wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen, kann auch ein Medikament helfen. Meist wird der Wirkstoff Methylphenidat eingesetzt – er ist in Deutschland ab einem Alter von sechs Jahren zugelassen.

Ausblick

Wie sich ADHS entwickelt, hängt davon ab, wie stark die Symptome ausgeprägt sind, ob es andere psychische Erkrankungen gibt und wie gut die Unterstützung im sozialen Umfeld ist.

Bei vielen Kindern nimmt die körperliche Unruhe mit dem Älterwerden ab. Probleme mit der Aufmerksamkeit, Impulsivität oder dem Umgang mit Gefühlen können aber weiterhin bestehen.

Bei stark ausgeprägtem ADHS bleiben die Beschwerden bei mehr als der Hälfte der Betroffenen bis ins Erwachsenenalter bestehen. Man schätzt, dass etwa 2,5 Prozent der Erwachsenen ADHS haben. Häufig zeigen sich dann anhaltende Konzentrationsprobleme, impulsives Verhalten und Stimmungsschwankungen.

Auch wenn die Hauptsymptome mit der Zeit weniger werden, bleiben oft Einschränkungen im Alltag bestehen. Zudem können neue psychische Erkrankungen dazukommen – etwa Depressionen oder Angststörungen.

Der weitere Verlauf der Erkrankung hängt vom Schweregrad der Symptome, von begleitenden psychischen Störungen und von den familiären sowie sozialen Ressourcen ab.

Mit zunehmendem Alter verändern sich die Beschwerden oft: Die körperliche Unruhe lässt bei vielen nach, während Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität oder emotionaler Regulation bestehen bleiben können.

Bei schwer ausgeprägtem ADHS bleiben die Symptome bei mehr als der Hälfte der Betroffenen bis ins Erwachsenenalter bestehen. Schätzungen zufolge sind etwa 2,5 % der Erwachsenen betroffen. Sie zeigen unter anderem anhaltende Konzentrationsprobleme, impulsives Verhalten und Stimmungsschwankungen.

Auch wenn die Hauptsymptome im Laufe der Zeit abnehmen, bleiben häufig funktionelle Einschränkungen bestehen. Zudem können im weiteren Verlauf neue psychische Erkrankungen hinzukommen.

Literatur:

  • Title: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie
    Author: Payk T, Brüne M
    Publisher: Thieme, Stuttgart
    Year: 2021
  • Title: Kurzlehrbuch Psychiatrie und Psychotherapie
    Author: Stegemann T, Stellermann-Strehlow K. In: Leucht S, Förstl H (Hrsg.)
    Publisher: Thieme, Stuttgart
    Year: 2018
  • Title: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
    Author: Schulte-Körne G, Braun-Scharm H. In: Falkai P, Laux G, Deister A, Möller H (Hrsg.)
    Publisher: Thieme, Stuttgart
    Year: 2021